Der schnurgerade Highway, der ins Nirgendwo führt, sich durch Schluchten windet, um dann endlich, etliche Tankfüllungen später in einem Nest anzukommen, das schon viele der großen Musikerlegenden inspiriert hat. Wir sind mitten im Amerikanischen Traum. Wir sind in Tennessee, oder besser noch, wir sind in Nashville. Hier ist Country City. Hier ist die Cowboywelt noch okay. Und im Downtown trotzt die Country Hall of Fame der Welt da draußen mit ihrer Pop- und Rockmusik. Und irgendwann, so scheint es, kommt jeder zu Mutter Natur und ihrem Country zurück. So oder vielleicht so ähnlich dachten wohl auch die Musiker um Jon Bon Jovi, die den weiten Weg von New Jersey bis nach Nashville auf sich nahmen, um nach 25 Jahren erfolgreicher Bandgeschichte ihr 10. Studioalbum aufzunehmen. Mit „Lost Highway“ haben sich die Jungs von Bon Jovi dafür auch noch einen passenden Titel einfallen lassen. Nachdem Jon & Co. mit ihren letzten Alben „Bounce“ und „Have a nice day“ nicht wirklich jeden überzeugen konnten, musste nun ein Album her, das bei den Fans und Kritikern einen bleibenden Eindruck hinterlassen sollte. Frei nach dem Motto: Bon Jovi is back!
EINSPIELER – Song „Lost Highway“
Nashville und der Country sollten dabei helfen, Impulse zu geben und Einfluss zu nehmen; Einfluss zu nehmen, um die Jungs zu den Roots zurückzuführen.
Cowboys sind hart im Nehmen, sitzen von morgens bis abends im Sattel, trinken Bier und kauen Tabak. Sie mögen den bodenständigen Sound mit all seinen Ecken und Kanten. Jetzt könnte man sich fragen, was um alles in der Welt Bon Jovi gerade in diese extrem gegensätzliche Musikwelt verschlagen hat.War es am Ende die Plattenfirma mit einer eindeutigen Warnung und einer Therapieverordnung? Das kann man nur mutmaßen, aber nicht mit Bestimmtheit sagen.
EINSPIELER – Song „Summertime“
Was man aber vorab schon mal ganz sicher sagen kann ist, dass dieses Experiment gelungen ist und die Therapie angeschlagen zu haben scheint. „Lost Highway“ hat nun fast gar nichts mehr von den weichgespülten und glattgefeilten Poprock-Nummern der vergangenen Alben, die sich insgesamt aber dennoch über 120 Millionen Mal verkauft haben. Nashville hat Jon, Richie und den Rest der Bon Jovis hörbar gutgetan.
EINSPIELER – Interview
EINSPIELER – Song „(You Want to) Make a Memory“
Vor allem die eingefleischten Bon Jovi Fans werden es lieben, ihren Heros spätestens bei „Any Other Day“ überallhin folgen zu wollen und dieses Ansinnen auf Bon Jovi Live Gigs zehntausendstimmig liebevoll zu unterstreichen.
EINSPIELER – Song „Any Other Day
Und spätestens bei „Till We Ain‘t Strangers Anymore“ möchte man seinen Dodge volltanken, den Stetson verwegen in die Stirn ziehen und die untergehende Sonne auf die Gläser der tiefschwarzen Sonnenbrille spiegeln lassen, bevor man mit LeAnn Rimes durchbrennen will. Ein wunderbares Duett, das so gar nicht an den alten Jon Bon Jovi erinnern will.
EINSPIELER – Song „Till We Ain‘t Strangers Anymore“
Jemand scheint einen halben Dollar in die Jukebox geschmissen zu haben. Am Tresen sitzt ein Cowboy vor seinem x-ten Bier. Draußen schiebt sich die rotglühende Sonne als fette heiße Scheibe hinter die Felsen und schickt einen schwarzen Schatten auf den kleinen Saloon am Highway No. 65. Und aus der Jukebox dringen Töne, die an Country und feinsten Heavyrock gleichermaßen erinnern.
EINSPIELER – Song „The Last Night“
Schwül ist es geworden und es sieht nach Regen aus. Der Dodge kocht. Wir müssen mal anhalten, den Wagen zur Ruhe kommen lassen. Die unzähligen Meilen auf dem Lost Highway waren hart und ein gutes Stück Arbeit für uns. Ich setze mich ein Stückchen näher zu Dir. Ich erzähle Dir ein bisschen von mir und von dem, was mich in diesem Augenblick bewegt.
EINSPIELER – Song „One Step Closer“
New Jersey, die Heimatstadt von Bon Jovi, ist über 800 Meilen von Nashville entfernt, aber der Ausflug in die berühmte Music City hat sich gelohnt. Nashville hat die ganze Band infiziert. Und die Trennung von zuhause hat nicht zuletzt der Erfindung eines neuen Bon Jovi Sound einen ordentlichen Schub versetzt.
EINSPIELER – Song „Whole Lot of Leavin“
Jon sagt: „Man wird einfach durch die ganze Szene hier inspiriert, das wußten wir. Wenn man hier in eine Bar geht, trifft man überall gute Songwriter. Das ist einfach ansteckend. Es ist eine Musikstadt. Und die Leute hier verkörpern das auch.“
EINSPIELER – Song „Everybody‘s Broken“
Leider hat es der coolste Song des Bon Jovi Nashville-Ausflugs, „Put the Boy back in Cowboy“, nicht auf das Album geschafft. Es bleibt das Geheimnis der Band, warum dies so ist.Vielleicht erinnert „Put the Boy back in Cowboy“ doch zu sehr an Queens „Fat bottom girls“. Und was hat ein echter Cowboy schon mit einem fetten Mädchen-Hintern zu tun, wenn er nicht gerade eine Stute in den Sonnenuntergang reitet? Um diesen Track dennoch hören zu können, sollte man sich mal genauer die Maxi-Single „You Wan‘t To Make A Memory“ reinziehen.
EINSPIELER -Song „Put The Boy Back In Cowboy“
Der ultra-orthodoxe Bon Jovi Fan wird sich wohl mit großer Wehmut an die ehemals hart rockenden Bon Jovi‘s erinnern und noch größere Schwierigkeiten damit haben, diesen neuen Sound zu akzeptieren. Alle anderen haben sicher viel Spaß mit „Lost Highway“, mit dieser ungewöhnlichen Nashville-Stimmung und der unwiderstehlichen Saloon-Atmosphäre. Halten wir es mit Bon Jovi: „I Love This Town“.
EINSPIELER -Song „We Got It Going Down“
Jon erzählt von seiner Orientierungslosigkeit, was den Inhalt und die musikalische Richtung von „Lost Highway“ betraf. In ihrem Fundus befanden sich zum Einen countrylastige und zum Anderen die klassischen Hardrocknummern.Aber sie wollten ein Album machen mit einer Aussage, mit einer Massage. Auf der anderen Seite war da aber die Kompromisslosigkeit, die am Ende bedeuten sollte, mit „Lost Highway“ kein sinnloses Abenteuer eingegangen zu sein. Am Ende sei dann doch alles ganz anders gewesen, erzählt Jon. Als er den Leuten erzählte, sie würden nach Nashville gehen, um da ein Country-Album zu produzieren: „Die Wahrheit war, wir haben ein Bon Jovi Album mit Nashville-Einflüssen gemacht.“
EINSPIELER -Song „One Step Closer“
Autor/Produzent: David Stern
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Hörstück-Länge: 19:12 min
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